The Trader Week’s on S.S.MPREZZ

Victor Bergeron wurde am 10.12.1902, also kurz vor dem großen Erdbeben in San Francisco geboren,
verlor mit neun Jahren aufgrund einer TBC eines seiner Beine und wurde später einer der erfolgreichsten Gastronomen der USA, immer kontrovers und scharfzüngig, mal weltmännisch, mal chauvinistisch,
sollte er jedem Barkeeper ein Begriff sein.

Victor Jules Bergeron aka Trader Vic hat neben dem weltberühmten Mai Tai, dem Tortuga und dem Scorpion um nur einige zu nennen, noch so einige andere Drinks geschaffen, die erwähnenswert sind.
Selbst vom Beachbum wurden uns einige verschwiegen, danke Jeff das du mir noch was übergelassen hast.

Fünf dieser Drinks stelle ich euch im Mai im Rahmen der Trader Week’s vor, eine flüssige Hommage an den großartigen Victor Jules Bergeron.

Ähnlich wie Donn hat auch Vic einige seiner Drinks in Laufe der Zeit verändert,
so dass verschiedene Versionen existieren, die im Falle von Vic in seinen Büchern recht gut dokumentiert sind.

Gleich bei zwei Beispielen gefällt mir die eine Version weit besser als die andere,
da sie eher auf klassischer Mixology beruhen wohin gegen die Make-Overs eher in Richtung verspielte Tiki Punch Variationen gehen, wahrscheinlich dem US-amerikanischem Zeitgeschmack geschuldet.

Port Light / Starbord Light
heißt auf deutsch soviel wie Backbord und Steuerbord und beide Drinks wurden während der Tiki-Heydays in den wunderschönen Trader Vic’s Nautical oder Marine Tumblern serviert. Heute sind sie begehrte Sammlerobjekte, einer aus rotem Glas der andere aus Grünem versteht sich und mit schmuckem Goldrand versehen.

Aber zum Drink:
Trader Vic löst hier gekonnt ein schwieriges mixologisches Problem,
einen tropischen Cocktail mit etwas anderem als Rum zu mixen.
Und um noch einen draufzusetzen, nimmt er sich die ungeeignetsten Spirituosen
die man dafür finden kann, Bourbon und Scotch.

Sehen wir uns die Zutaten mal an,

Port Light / Starbord Light
4-5cl Bourbon oder Scotch,  je nachdem ob wir einen Backbord oder Steuerbord machen wollen.
2 Barlöffel Honig
1/2 Frische Maracuja u. 1 cl Riemerschmidt Maracuja Sirup (aus der 0,5l Flasche!)
Im Original wird Maracujanektar verwendet!
2cl Zitrone
Optional ein Eiweiss, der Don hat darauf verzichtet, denn der Drink bekommt bereits durch die Verwendung der frischen Maracuja eine phantastische Textur.

Beim Lesen erschließt sich das Wunder nicht wirklich, aber gemixt erkennt man beim Verkosten schnell,
dass der Honig eine wunderschöne und harmonische Brücke zwischen Maracuja und Bourbon zaubert.
So einen Drink erzeugt man nur mit erheblichem Fachwissen und guter Sensorik,
dutzende Versuche werden nötig gewesen sein um auf dieses phantastische runde Ergebnis
und schlussendlich auf diesen großartigen Drink zu kommen.

SHINGLE STAIN
Ein weiterer ungewöhnlicher Drink aus Trader Vic’s Bartenders Guide
ist der Shingle Stain bzw. die Shingle Stain, die Schindel Beize.
Was ist das?
Anscheinend ein US-amerikanischer Slang Begriff für eine bestimmte Farbe die beim Beizen von Holz Schindeln entsteht, ähnlich dem Ochsenblut Dielen in einem Berliner Altbau bevor man sie in IKEA Look umschiff. Oder ein Blutfleck nach einem Gewaltverbrechen?
Sicher ein spezieller Drink, der sich an den erfahrenen Rum Drink Liebhaber richtet.
Für eingefleischte Scorpian und Planters Punch Freunde sicher eine Herausforderung.

Im Bartendersguide von 1946 ist die Basis der Beize eine für Tiki Drinks übliche R(h)um Cuvee aus Dark Jamaican und Martinique Rum, gesüßt mit Grenadine und gewürzt mit Pimento Dram, lecker!

Shingle Stain
2cl Dark Jamaican Rum
2cl Martinique Rhum
1cl Pimento Dram
1cl Grenadine
2cl Frische Limette

Anzumerken sei noch das der Drink in der 1946 Ausgabe nicht als Trader Vic’s Erfindung gekennzeichnet ist, im Bartenders Guide Revised von 1972 ist er es.
Der Drink ist hier aber mit Cranberry und Ananassaft zum typischen Tiki Punch geworden.

KAMAAINA (OLD TIMER)
Kamaaina bezeichnet eine Person die schon lange auf den hawai’iansichen Inseln lebt und Kultur und Lebensstil wie ein Native verinnerlicht hat und danach lebt.
Kamaaina übrigens ein Terminus, der auch bei der Mai Tai Frage eine kleine Rolle spielt,
aber dazu später mehr.

Vergleiche zwischen Drinks von Charles Schumann und dem Kamaaina, speziell den übel beleumdeten Flying Kangaroo und dem farblosem Swimming Pool drängen sich auf.
Aber das sich verworren lesende Rezept funktioniert tatsächlich ganz hervoragend, im Gegensatz zu … aber lassen wir das.

KAMAAINA (OLD TIMER)
4cl Gin
1,5cl Cocos Sirup
1,5cl Cocos Milch oder insgesamt 3cl Cocos Creme
1clCuraçao
2cl Zitrone

auf Eiswürfel schütteln, in Highball Glas pouren
und mit Zitronenlimonade auffüllen.

Probiert es aus es ist großartig, je sprudelnder eure Limo umso besser.
Varianten mit weissem Agricole oder Wray & Nephew OP führen natürlich auch zu schmackhaften Resultaten.

Der Kamaaina schmeckt ganz vorzüglich zu einem tropischen Essen, Curry, Ceviche, Big Kahuna Burger.

ORGEAT PUNCH VS. ORGEAT HIGHBALL Hi-BAll
Brandy – Yeah!
Immer schwierig, jenseits von Brandy Sidecar,
(der neuerdings jetzt wohl doch wieder mit Cognac gemacht werden soll – Pfui!)
und Capones Favorite, Brandy Crusta, einen Drink mit dem, Achtung:
Meiner Meinung nach besten Weinbrand der Welt gemachten Drink an den Gast zu bringen
bzw. überhaupt einen zu finden, der nicht komplett von Sour, Collins, Fizz und Consorten abgetwistet wurde.

Beide Rezepte finden sich interessanterweise nur in der 1946 Version und sind demnach nicht als Trader Vic’s Drinks markiert. Ein Orgeat Highball findet sich im Boothy’s allerdings hat Vic oder Boothy’s die Rezepte vertauscht, egal. Die Idee ist super.

Orgeat Punch
4cl Brandy
2cl Zitrone
1cl Orgeat

Schütteln auf  Eiswürfel
feinstrainen in Cocktailschale
2cl Portwein floaten

Optional im Highball Glas mit Soda wenn daraus der Orgeat Highball werden soll

Am Rande noch was allgemeines zu Tiki Drinks, viele Barkeeper belächeln das Ganze,
vergessen dabei aber, dass wir mit Tiki und tropischen Getränken viele Gäste erreichen und glücklich machen.

Es muss nicht jedem ein Manhattan oder Old Fashioned schmecken,
die Frage nach einem Mai Tai oder Scorpion macht aus dem Gast keinen schlechten Menschen.

Generell freue ich mich immer wenn Bars, die keine besondere Spezialisierung haben,
breit aufgestellt sind und sich auch problematischen Drinks auf professionelle Weise nähern.
Es steht uns nicht zu bei White Russian, Bloody Mary und Consorten die Nase zu rümpfen.

Anstatt einer Caipirinha erfreut man den Gast z.B. mit einem schönen Ti-Punch und weiter gehts!

The Officially Announcing of the 6th Annual Mint Julep Day for the 30th of April 2018 on S.S Mprezz

Alle Jahre wieder treffen sich am 30ten April die Liebhaber starker Drinks auf der Mprezz.

Bereits zum 6ten Mal wird der Mint Julep Day zelebriert.
Neben dem klassischen Julep mit Bourbon,
werden besondere Varianten mit anderen Spirituosen präsentiert.

Selbstverständlich im traditionell dafür vorgesehenen Metal Humpen.

Anmeldungen bitte bis 26 April unter bekannter Email Adresse.

Hala Kahiki Mai Tai Roa Aé – Der Pineapple Mai Tai

Als sie auf die Frage „Wie willst du deinen Mai Tai?“
„Mit Ananas und Orange!“ antwortete,
wußte er das sie die Geschichte des Mai Tai ebensowenig interessierte,
wie sie jemals von Don & Vic gehört hatte,
innerlich rollte er mit den Augen und dachte kurz nach …

“Ananas geht!“, sagte er dann.

Willkommen zum 100ten Post auf unserem Blog,
seit knapp zwei Jahren versorgen Raul Duke und Don Sling
euch mit lesenwertem über trinkenwertes.

Bei so viel Schaden der dem Mai Tai angetan wurde,
erlaubt es sich auch heute nicht daran herum zu basteln.
Die Genfer Barkeeper Konvention würde es verbieten wenn es sie gäbe.

Obwohl …
Trader Vic hat uns durch die eigene Revision seines Drinks,
die durch das Verschwinden des Original Rums und dessen Ersatz nötig wurde,
einen klitzekleinen Spielraum eingeräumt.

Den nutzen wir jetzt mal aus, denn wir müssen irgendwie Ananas in den Drink bekommen.
Als ich vor geraumer Zeit meine erste Flasche Plantation Stiggins Fancy Pineapple in die Finger bekam,
war ich begeistert, nach langer Zeit mal wieder ein „Spiced“ Rum der was taugt und auch noch dauerhaft verfügbar ist, ohne Probleme.
Nach ersten Versuchen in Richtung Daiquiri Rum Sour, wir nehmen es mal ganz genau,
und Rumhattan, die gute Ergebnisse brachten war es Zeit für mehr:

Hala Kahiki Mai Tai Roa Aé – Der Pineapple Mai tai

3cl Plantation Pineapple
3cl Wray & Nephew White Overproof
3-4cl frische Limette
1,5cl Ferrand Dry Curaçao (nicht wegen der gleichen Herkunft sondern wegen des „Dry“)
1cl Orgeat
1cl Rohrzuckersirup

Auf Eiswürfel oder Crushed Ice kräftig schütteln das der Drink sich gut verdünnt und richtig kalt wird.
In Double Old Fashioned Glas pouren und mit der schönen Seite der ausgepressten Limette und einem Minzzweig garnieren.
Aus gegebenem Anlass passt natürlich auch eine Ananas Garnitur.
Der Wray & Nephew wurde gewählt da er ähnlich fruchtig floral wie ein Agricole daher kommt
und zur Geschichte passt.

Mmmh”, sagte sie, “Trader Vic wäre erfreut.”
Er war entzückt und liess sich zu ihr aufs Sofa herunter.

Ray oder RayRay? Der Ray Bar(r)ientos – Ein Update

Als ich Thanos Prunarus vor ein paar Jahren auf dem Rumfest traf,
ahnte ich noch nicht was das für mich bedeuten würde.

Ein knappes Jahr später auf dem Rückweg von den Inseln,
besuchten wir Thanos in Athen und verbrachten einen perfekten Bar Abend im Baba au Rum.

Thanos und sein Team im Baba au Rum in Athen haben mich bartechnisch in den letzten Jahren am meisten begeistert und mein eigenes Mixing nach vorne gebracht.

Phantastische Drinks wie Cilantro Fresca und natürlich der Ray Bar(r)ientos,
womit wir beim Thema sind, haben ihren Ursprung in der wohl besten Bar Athens.

Wieder in heimischen Gefilden präsentierte ich den griechischen Tiki Drink meinen Gästen
und sie hatten einen neuen Liebling. Den mein Co Raul Duke hier  ja schon vorgestellt hat.

Wie auf dem Bild zu sehen stand der Ray Bar(r)ientos seitdem mehrfach auf Monats und Spezial Menues der Mprezz, allerdings in zwei unterschiedlichen Schreibweisen,
anbei das Menue aus dem Baba au Rum mit dem Ray Barientos und der Ray Barrientos im 10th Anniversary Sippin’ Safari von Jeff Berry.

Und um das richtig zustellen, sei hier noch mal auf den Namensgeber des Drinks hingewiesen,

der Tiki-Barkeeper Ray Barrientos der zusammen mit Bob Estimo für Steve Cranes Kon Tiki Kette arbeitete, for further reading sei hier Jeffs Sippin’ Safari und natürlich das Book of Tiki von Sven Kirsten empfohlen.

Aber nun zum Drink:

Ray Bar(r)ientos auf der Mprezz

5cl Plantation Belize – Guatemala Gran Añejo

2,5cl frische Limette

2cl frische Orange

1,5cl Zimtsirup (Barmade versteht sich.)

1cl Cherry Brandy

Dashes Angostura Bitters

Garnitur Zimtstange oder Orangen Zeste

In dem Sinne Aloha & Mahalo nach Athen und NOLA