Better call … it Bonnie Scot

Da entdeckst du einen phantastischen Cocktail in einem alten Cocktail Buch,
nennen wir es mal das Savoy Cocktail Buch (Revised Ed. 1965),
und dann handelt es sich auch noch um einen Scotch Drink,
welche rar gesäht sind und leider oft schon von der Idee her so misslungen,
das man sie erst gar nicht zu mixen braucht.
Klar, das liegt aber auch an der sperrigen Mixability des Schotten Fusels,
der sich alles andere als leicht in einen gelungen Drink zu verpacken lässt.

Und dann kommt das Unvermögen von Bars und Trinkern,
dazwischen, welche sich gemeinsam höchstens drei bis vier Scotch Drinks
aus dem vernebelten Brägen sallern können:

Rusty Nail,

Rob Roy, (jetzt wirds schon eng)

Scotch & Soda, (noch schwieriger)

Blood & Sand
und Feierabend!

Demnach muss man sich als arroganter, belesener, hochgebildeter Barkeeper,
wie ich es einer bin,
nicht wundern das der Drink den sich Jimmy McGill in der Pilotfolge von
Better Call Saul zurecht mixt fälschlicherweise im Netz als Rusty Nail bezeichnet wird.
Grundgütiger, das ist falscher als falsch. Setzen sechs!

Und aufgepasst:
Die Zugabe von ca. 1,5 – 2cl purer Junkie Zitrone (Ascorbinsäure aus kleiner Plastikflasche)
in die Zugabe einer Zitronenzeste umzudeuten, nur um daraus einem Rusty Nail abzuleiten,
weil du den Bonnie Scot natürlich nicht kennst,
macht dich einfach nur barkeeperisch zu einem Stümper.
Klar den Bonnie Scot kennst du nicht, s.o.
da du aber zu faul bist mal an dein Regal zu gehen um in einem Buch nachzuschlagen
um was es sich denn dabei handeln könnte,
nimmst du einfach einen der drei Scotch Coktails die du kennst und behauptest …

Genug der Aufregerei:
Der Bonnie Scot ist ebenso wie der Rusty Nail ein guter Scotch Drink,
der tatsächlich zwei Zutaten mit dem Rusty Nail gemeinsam hat,
aber in Zubereitung, Idee und Proportionen komplett anders ist,
so das man beide eigentlich gar nicht verwechseln kann.
Ein etwas bekannterer Drink mit derselben Architektur und Würdigung
für Edward Charles Stuart ist der Bonnie Prince Charles,
welcher allerdings mit Cognac und Limette gemacht wird

Bonnie Scot

4cl Blended Scotch

2cl Drambuie

2cl frische Zitrone

Geschüttelt auf Eiswürfel

und in vorgekühltes Cocktailglas feinstrainen

Mit Orangenzeste granieren

Ob das Unvermögen jetzt allein bei den Machern der Serie liegt,
die sich eventuell ebenso wenig Gedanken gemacht haben
was ein Rusty Nail ist (s.o.) oder bei unbelesenen Barkeepern,
lasse ich mal dahin gestellt
und lasse mir einen Bonnie Scot schmecken. Grandios wie der Drambuie den Scotch umgarnt bis dieser mit seinem Islay Peak den Abgang einleitet,

“…’s all good, man!”

 

 

 

WARM TRINKEN, NICHT DUSCHEN…

Hey, Ihr wackeren Trunkenbolde und Verächter ärztlichen Rates…

Hab ich doch neulich auf COCKTAIL VIRGIN SLUT diesen famosen Drink entdeckt, der ausnamsweise auf Zimmertemperatur getrunken wird!
Klang sofort nach Kaminfeuer, ‘nem guten Buch und ‘ner Zigarre, die Füsse hoch…

by Joe Hines:

Smoke, WINE & SEED
4,5 cl Tawny Port
1,5 cl Busnel Calvados
5 Tropfen Peach Bitters
etwas Single Malt Scotch

Einen Cognac Schwenker mit Scotch ausspülen und weg schütten.
(pre rinsed)
Alle Zutaten, bis auf den Scotch, ohne Eis rühren, in den vorbereiteten Cognac Schwenker geben und mit ein paar Tropfen Scotch garniert servieren .

Ich habe mangels Peach Bitters ein paar Tropfen Peach Brandy genommen, des gleichen habe ich den 16 Jahre alten Lagavulin durch Bowmore Legend ersetzt.

Den im Original Rezept verlangten Busnel Calvados habe ich tatsächlich am Start, da er schon seit Jahren eines meiner lieblings Mitbringsel aus der Normandie ist. Andere Calvados Produkte funktionieren selbstverständlich auch.

Der Drink hielt absolut, was das Rezept versprach.
Der Whisky findet mit seinen Rauch Aromen in erster Linie in der Nase statt, während der Apfelbrand, der Pfirsich und der recht süße Port eine wunderbare Kombination aus Rotwein und Fruchtnoten eingehen.

So ein Glas ist ein wahrer Handschmeichler und sein Inhalt ein schwerer, lang anhaltender Gaumenschmeichler!

Schöne Sache, obwohl mir eigentlich Schmeicheleien und die dazu gehörigen Schmeichler zu wider sind…

….auf weiteres, immer gerade heraus, Euer Raul Duke…

 

P. s. HALT, HALT, HALT

Freunde von mir erfanden eines Abends im Sommer 1992, in Villa Nova de Millfontes, einen “Cocktail”, der ebenfalls handwarm und in kleinen Schwenkern genossen wurde.

 


BAGAÇO BRANDY MIEL
1/2 Bagaço
1/2 Brandy Miel

Beide Zutaten in ein Glas geben und trinken.

Der Drink schmeckt um jede Tages- und Nachtzeit, macht schwere Kopfschmerzen, aber geht runter wie Öl.
Die beiden Zutaten für sich allein genommen, sind an der Grenze des ungenießbaren.
Bagaço, ein Portugisischer Trester , schmeckt (egal welche Marke) bestenfalls ekelhaft nach ganz billigem Grappa und führt meistens zum Erbrechen.
Der Brandy Miel, ein Honiglikör, ist in erster Linie grauenvoll süß.
Zusammen jedoch…

Vor allem aber sind diese beiden Spirituosen wesentlich weniger “gefährlich”, als Medronho und so braucht man nicht auf ihn zurück greifen, um sich einen anzutrinken.
Kenner wissen schon was ich meine!

Unsere Nächte, tanzend in den Discos von Lagos, rasend am Lenkrad unseres unvermeidbaren, matt Schwarz gerollten VW Bullies und herum hängend in unzähligen Strand- und Dorfkneipen wurden nach dieser Erfindung wesentlich angenehmer.

Bei den Portugiesen hat sich der Drink leider nicht durchgesetzt, bei der Bestellung schauen einen die Wirte noch heute fragend an.

Versucht es selbst…

Das Foto entstand in Raposeira, vor Rodrigues Kneipe an der Kirche.