ERFRISCHEND WIE DER MISTRAL…

Das Thema Frankreich und seine Drinks lässt mich nicht los.

Ob in trüffelverseuchten Edel Restaurants der Provence,
in den Villen der Reichen und Schönen von Saint Tropez
oder in den Arbeiter Kneipen in den Beton Wüsten rund um Marseille und Toulon,
dieser Drink kühlt ab …

MAURESQUE

3 cl Pastis oder Absinth
3 cl Orgeat
Leitungswasser und Eis nach Gusto

Sirup und Pastis auf Eis bauen und mit Wasser auffüllen.
Keine Garnitur.

Herrliches Anis Kräuter Kaltgetränk mit deutlichen Marzipan Noten.

Schräg?
Na sicher!
Für den Kartoffel-Deutschen Neckermann Touristen ist das nix!

Aber Ihr, verehrte Stammgäste der MPREZZ, solltet ja offen sein, für Neues …

Und einfach gemacht ist es auch noch.
Kann man auch zu Hause ganz ohne Hilfe vom Pflegedienst hin bekommen …

Am besten schmeckt es mir mit einem guten Absinth, üblicherweise Weise jedoch greift der Franzose dafür zu einer Flasche seines Lieblings Pastis de Marseille.

Zur Not geht sogar Pernod, den Ihr damit dem widerwärtigen Schicksal entreißt,
in Cola ersäuft zu werden …

DIE BITTERE FEE -Green Swizzle

Ich begrüße Sie auf das Herzlichste!
Ich war mal wieder durstig und stieß beim Stöbern in David Wondrichs Buch IMBIBE auf diesen formidablen Drink.
Ein über 100 Jahre altes Getränk, das nicht nur vorgibt, aus der Karibik zu kommen, sondern tatsächlich eben daher stammt.
Laut Wondrich handelte es sich für Jahrzehnte um den beliebtesten Drink in der ganzen Region.
Erst in den dreißiger Jahren, des zwanzigsten Jahrhunderts wurde er vom heute noch weltweit beliebten Daiquiri abgelöst und geriet, nach und nach, in Vergessenheit.
Laut Wondrich gab es auf jeder Karibischen Insel eine eigene, von den “anderen” abweichende Rezeptur.
Dieses ist David Wondrichs…

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GREEN SWIZZLE
4,5 cl Rum (Weiß)
3 cl Falernum Hell
1/2- 1 Tl Wormwood/Absinth Bitters
3 cl Limette
Alle Zutaten in einem großen Trinkglas auf, zu Pulver geschlagenen Eis, mit einem “Swizzle Stick” verquirlen, bis das Glas schön frostig ist.
Mit Eis und etwa 3-6 cl Soda auffüllen.

Wem es noch bitterer gefällt, sei es frei gestellt, mit Angostura oder ein paar zusätzlichen Tropfen Wermut/Absinth Bitters nachzuwürzen.

Wer keinen Swizzle Stick besitzt, kann das Ganze auch sehr zufriedenstellend in einem elektrischen Mixer zusammenwürfeln.

Als weißen Rum habe ich Meermaid verwendet, der zumindest den Passagieren der S.S. MPREZZ hinlänglich bekannt sein sollte…
Passt in jedem Fall hervorragend.
Jeder andere Karibische Rum geht natürlich auch, ist ne’ reine Geschmacksfrage!
Mein selbst gemachtes, köstliches
Falernum passt sowieso immer!
Das Rezept dafür könnte ich in Zukunft hier auch mal öffentlich zugänglich machen.
Fehlen noch die Wormwood Bitters! (Wermut Bitters).
Habe verschiedene Produkte im Netz gefunden, aber im oben genannten Buch,
gleich unter dem Green Swizzle, hat Mr Wondrich ein altes, überliefertes Rezept verewigt.

WERMUT BITTERS
1 Schnapsglas voll getrocknetes Wermut Kraut.
Zesten von 3 Mandarinen.
150 ml Tanqueray.
Nach 3 Tagen abseihen.

Das Ergebnis ist prima!
Doch durch die Erwähnung (im Buch) von sehr wermutlastigem, tschechischen Absinth, der als Substitut dienen soll, wenn man keinen Wormwood Bitter zur Verfügung hat, keimte in mir die Idee, noch einen Absinth Bitter anzusetzen.

ABSINTH BITTERS
10 Gramm getrockneten Wermut,
300 ml Absinth 66,
Nach 3 Tagen abseihen.

Heidewitzka, das haut rein!!
Schmeckt der Green Swizzle mit dem ersten Bitter schon fantastisch, so durchschlägt die Variante mit dem zweiten Bitter glatt die Decke.

Wirklich grün sind beide Versionen nicht, die Farbe wird allenthalben nur angedeutet.
Man könnte noch, der Farbe wegen, Crème de Menthe beimengen, versaut aber meines Erachtens den Geschmack.

Ich mein, versaute Filme – ja, aber versauter Geschmack, wer will denn so was?
Niemand!
Und Green Swizzle?
Ja wer will denn den?
Hoffentlich bald wieder jeder …

14.12. NACHSCHLAG

Habe die Tage, nach langer Zeit mal wieder in Harry Craddocks  “Savoy Cocktail Book”, aus dem Jahre 1930, geschmökert. Wie ich finde, optisch eins der schönsten Bar Bücher aller Zeiten. Inhaltlich ist es auch super, obschon in Teilen etwas überholt, vor allem was das Geschmacksempfinden betrifft.
Da blinzelte mich doch, vom Lesen durstig geworden, zum wiederholten Male The ATTY an.
Bisher hatte ich nie gleichzeitig alle Teile des Puzzles im Haus, um es komplett zusammen zu setzen …
Animiert von den  “4 letzten Worten” des vorhergehenden Eintrages, hatte ich noch mehr Bock auf experimentelle, kurze, knackige Drinks der Extraklasse!
Nachdem ich meinen nigelnagelneuen Absinth, Verte de Fougerolles, schon so schön mit Herrn Dr. Funk getrunken habe, schreit er nach weiterer Verwendung!

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ATTY COCKTAIL
4,5 cl milden Gin
2,2 cl Dolin Dry oder Noilly Prat 
1/2 Tl Absinth
1/2 Tl Crème de Violette
Auf Eis rühren und abseihen.
Mit Zitronenschale abspritzen und anschließend in den Drink werfen…

Hatte nur Pink Grapefruit, schmeckte auch fantastisch!

Zuerst wird man eingelullt, man wiegt sich in Sicherheit des altbekannten, für einen Bruchteil von Sekunden schmeckt es wie ein typischer Martini Cocktail, nur um dann die Hunde los zu lassen …
Allerdings welche mit lila und grünen Schleifchen im Haar, so soft und rund rekeln sich Crème de Violette und Absinth schmeichelhaft auf meinem Teppich der Geschmacksknospen.
Die Zitrusnoten in der Nase vervollständigen den Gesamteindruck, der zugegebener Maßen einfach “schenjal” ist!

Der Drink ist unvermeidlich etwas bourgeois, denn, zumindest in diesem Fall passt das alte Sprichwort:”Ohne Moos nix Los!”

Ein zu billiger Gin, Wermut (auf keinen Fall Martini) oder Absinth ist hier tödlich!
Eine billige Crème de Violette ist zum Glück gar nicht am Markt.

Spare in der Not, dann hast Du, wenn Du Tod!!!!

“… ES HAT GEFUNKT BEI MIR …”

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In der Hand ‘nen Drink und aus den Lautsprechern “dröhnen” die “Angry Samoans”, meine alte lieblings Ami Hardcore Band.
Sofort wandern die Gedanken zurück in alte Zeiten, Karlsquell, Kling Klang, Pogo, mein alter Kumpel Schmuddel, blaue Flecken …
Schöööön …
Und alles nur wegen dem Doktor!
Doktor?
Dr. Funk!!!
Hääää, Dr Funk???
Dr. Funk, das ist der Name eines, oder mehrerer Tiki Drinks, und Tiki gleich Südsee, gleich Samoa?
Nee, zu einfach.
Als ich zu erst über den Drink in Trader Vic’s Bartenders Guide von 1972 stolperte, dachte ich:
“oh welch geiler Name,  funky!”
Wer sich aufgrund dieses Rezeptes aber tatsächlich einen funkt, wird feststellen, das ausser Sodbrennen nix gescheites dabei rum kommt.
Hab den Drink also wieder vergessen.
Schade, bei dem Namen…
Dann bin ich durch Zufall in Beachbum Berrys Buch Remixed erneut darauf gestoßen.
Dort kann man lesen, das noch ein Rezept gleichen Namens von Don the Beachomber existiert.
Hab’s gleich ausprobiert, und das von Donn ist schon viel besser als das vom Vic.
Ist halt ein netter Drink, so wie viele andere Tiki Drinks.
Rum, Zitrus, Grenadine und den Absinth oder wahlweise Pernod in homöopathischen Mengen für das ehemals geheime i-Tüpfelchen.
Habe im Netz etwas recherchiert, der Name des Getränks klang einfach zu gut.

Who the Fuck is Doc Funk?
Und, siehe da, es war tatsächlich eine historische Person.
Nämlich der Deutsche Tropenarzt Bernhard Funk, der von 1880 bis 1911 in Apia, Samoa praktizierte.
Seines Zeichens ein Saufkumpel und Familienarzt des Schriftstellers Robert Louis Stevensons (Die Schatzinsel) und seiner Gattin Fanny, die sich die letzten Jahre im Leben Stevensons dort aufhielten.
Selbiger Arzt verschrieb und verabreichte allenthalben ein selbst entwickeltes “Tonikum” zur Wiederherstellung geistigen und körperlichen Wohlbefindens.
Überliefert ist folgendes:
“One Portion of Absinth, a Dash of Grenadine, Juice of two Limes and half a Pint of Syphon Water.”
Also nix Rum, sondern ein Absinth Cocktail!
Umgelegt auf moderne Geschmäcker könnte der Drink in etwa so aussehen:

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DR. FUNK TONIKUM
4,5 cl Absinth
4 cl Limette 
1,5 cl Grenadine
6 cl Soda
Zutaten, außer Soda, gut schütteln, und in ein Collins Glas pouren.
Eine der ausgequetschten Limetten Hälften ins Glas geben und mit Eis und Soda auffüllen.

Erstklassiger Durstlöscher, Sommer 2017 kann kommen …

Stevenson starb nach fünf Jahren Samoa an seiner Tuberkulose.

Trotz dieses Tonikums!

Wahrscheinlich ist aber, das er einfach nicht genug davon getrunken hatte…
Immerhin wissen wir ja heute, das übermäßiger Absinth Genuss schon Künstlern wie Van Gogh zu immerwährender Gesundheit verhalf …

Bitte achtet auf Eure Ohren …