DRINKIN’ BITTER-SWEET…

Gestern Abend, nach einem langen und harten Tag am Weserstrand,  hatte ich Lust auf ein kleines Betthupferl und entscheid mich einen Drink zu machen, den ich auf dem IMBIBE Blog, in einer Liste von 20 empfehlenswerten Drinks mit Orgeat fand.

Ich bin dann mit dem Drink zu meiner Ehefrau, die die Beste der Welt ist, ins Bett gehüpft und wir haben uns ein paar Folgen „Umbrella Academie“ angesehen, während ich genüsslich an meinem Kaltgetränk nuckelte…

 

Raul Yrastorza‘s
THE CHESTNUT CUP
3 cl Gin
3 cl Campari
3 cl Zitrone
2 cl Orgeat
Auf Eis schütteln und in ein Glas Pouren.
Mit Crushed Ice auffüllen.
Zitrone als Garnitur.

Was gibt’s davon zu erwarten?
Nix Neues!

Aber wo steht geschrieben, das es immer neu und aufregend zu gehen muss?

Der Drink schmeckt genauso, wie ich es mir beim Lesen des Rezeptes vorstellte!

Herrliche Süß-Sauer-Bitter Kombination, wie ich es liebe.
Campari und Orgeat passen immer hervorragend zusammen, die Bitterkeit des Einen und die süße Mandel des Anderen ergeben zusammen so richtig Marzipan, mit einem Touch Orange vom Campari.

Witziger Weise kommt der Gin erst beim Schlucken zum Vorschein und zwar erstaunlich deutlich.
Der Plymouth Gin, den ich verwendet habe, durchbricht die Dominanz der anderen Zutaten mit einer gut wahrnehmbaren Wacholdernote.

Alles in Allem eine runde Sache, optisch schön rot, erfrischend und mit lang anhaltendem Abgang.

Empfehlenswert!!

Alligators, Jazz and Rye Whiskey

Der Sazerac!
Krasses Zeug, nix für Jedermann.
Muss man wollen.

In Deutschland eher etwas für Cocktail Nerds oder Barkeeper.
In den USA, so liest man, speziell im Süden, ein gängiger Drink.
Ein kalter, leicht verwässerter, mit Gewürzen gespickter, knall harter Rye Whiskey.
Am besten ein Overproof!
Klingt für mich erstmal wie die Beschreibung eines Old Fashioned Cocktail .

Der Sazerac, eine Art New Orleans Old Fashioned, wurde in eben dieser Stadt erfunden, der Stadt, in der auch die für diesen Drink unabdingbaren Peychaud’s Bitters ihre Heimat haben und die wie keine andre Stadt, im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, für die französische Vergangenheit einiger Gebiete tief im Süden steht.
Für Amerikaner ist Absinthe etwas typisch französisches und die Peychaud’s Bitters weisen ebenfalls eine deutliche Anis Note auf.
Ergo, beides Zutaten die nach New Orleans schmecken.

Im Augenblick ist es hier in Elsfleth noch recht kühl und windig, aber im Sommer an der Weser, mit typisch schwühl-warmen Wetter, ELLA & LOUIS im Ohr und ‘n Sazerac in der Hand, fühlt man sich bestimmt wie am Ufer des Ol’ Man River, dem Mississippi…

 

The Sazerac
6 cl Rye Whiskey
1 cl Zuckersirup
4 Dash Paychauds Bitters
1 Dash Angostura Bitters
ca 1 cl Absinthe
Die ersten vier Zutaten auf Eiswürfeln ausgiebig kalt rühren.
Einen vorgekühlten Tumbler mit dem Absinthe ausschwenken (pre rinse) und anschließend den Absinthe in den Ausguss entsorgen.
Nun den Inhalt des Rührglases in den Tumbler abseihen, einen einzelnen Eiswürfel zugeben, den Drink mit ner Zitronen Zeste abspritzen und die Zeste mit ins Glas werfen.

In der Nase hat diese verrückte Geschichte etwas von Hustensaft.
Auf der Zunge auch.
Aber Hustensaft war in Kindertagen nicht immer schlecht.
Ich kannte später in Bad Zwischenahn auch Erwachsene, die gerne Hustensaft tranken, in aller Öffentlichkeit, eine mit der Aufschrift „Hells Eagels Son“ versehende Jeans-Kutte tragend, lungerte man in der Nähe der Kneipe Zum Wasserturm herum, die opiathaltige Pulle am Hals…
Aber das ist ne ganz andere Geschichte.
Zum Glück nicht meine!
Zurück zum Sazerac!
Ich könnte es nicht jeden Tag trinken.
Definitiv nicht!
Aber ab und zu, gemütlich in kleinen Schlückchen genossen, ein Gedicht.
Anders als üblich, gebe ich ein paar Eiswürfel mit ins Glas, erstens, damit es länger kalt bleibt und zweitens tut diesem Drink das zusätzliche Schmelzwasser wirklich gut.

Mir auch…

ROGGEN UND KIRSCHE

Ja, meine freunde, es gibt Augenblicke, da bemerkt man auf einmal, das sich die eigene Geschmackspalette mal wieder verschoben oder besser, erweitert hat.
Vor ein paar Jahren habe ich diesen Drink schon einmal an Board der Mprezz getrunken, bzw bestellt.
Trinken musste ihn aber Don Sling persönlich.
Ich war noch nicht reif, diesen schweren Whiskey Hammer zu mögen.
Da war es nur rechtens, das der Don, der ja über reichlich mütterliche Rundungen verfügt und Mixologisch quasi meine Mutti ist, des kleinen Möpschens ungeliebte Suppe auslöffelte.
Das Los aller Mütter!

Hurraaa, jetzt schmeckt es!!!

 

WHISKEY OLD FASHIONED
6 cl Rye oder Bourbon Whiskey
1 cl Zuckersirup
3 Dashes Angostura Bitters
Alle Zutaten auf Eis ordentlich rühren, der Drink verträgt eine Menge Schmelzwasser.
Den Drink auf einen großen Klotz Eis abseihen.
Mit einer Orangenzeste abspritzen und die Zeste mit ins Glas geben.

Ein eiskalter Whiskey, minimal mit Wasser verdünnt, dezent gesüßt und mit Angostura gewürzt, es ist, was es ist.

Wer zu den Menschen gehört, die keinen Whiskey mögen, dem sei gesagt, er solle die Finger von diesem Cocktail lassen.
Ich finde, das der Whiskeygeschmack durch die anderen Zutaten sogar noch unterstrichen, ja hervorgehoben wird.

Diese beiden Varianten habe ich mit Rittenhouse Rye 100 Proof gemacht.

Für meinen Old Fashioned Start ins Leben wollte ich einen American Whiskey nehmen, den ich auch ganz gerne mal pur genieße und Rittenhouse ist dafür mein absoluter Favorit.

Habe den Old Fashioned zuerst mit einem Sirup aus Vollrohrzucker gemacht, dunkel, malzig, voller Aromen, die dem raffinierten Zucker fehlen, auch dem normalen, braunem Rohrzucker.
Dieser Sirup macht in jedem Fall einen wesentlich runderen und interessanteren Drink als es weißer Sirup je könnte.
Da ich keine Orange zur Hand hatte, habe ich auf den fertigen Drink einen Dash Orangebitters getan, in erster Linie für die Nase.

Ein zweiter Versuch schoß dann den Vogel ab, bei dem mein kürzlich selbst gekochter Kirschblüten-Sirup zum Einsatz kam.
Heidewitzka, heidewitzka!!!
Blüten Aromen und die dezente Honigsüße meines Sirups gehen mit dem Whiskey derart Hand in Hand, als wären sie beide von Natur aus Bestandteile des Selben Getränks.
Der Angostura ummantelt das ganze zu einer Geschmacksbombe, die ihres Gleichen sucht.
Orangenbitter bzw. Orangenzeste habe ich passender Weise durch eine Kirsche ersetzt.

Natürlich habe ich den Old Fashioned auch mit ganz schlichtem weißen Zuckersirup probiert, genau so wie er Euch in den meisten Bars serviert wird.
Was soll man sagen, das ist auch ne leckere Geschichte.
Aber die beiden Beispiele, die ich Euch hier aufzeige, sind das kleine Bisschen extra Aufwand absolut wert.

VOLLROHR SIRUP
2 Tassen Vollrohrzucker mit einer Tasse Wasser erhitzen und unter rühren den Zucker auflösen.
Großartig zum Mixen, oder auch auf Corn Flakes, was auch immer.

KIRSCHBLÜTEN SIRUP
Zuerst einen Sirup aus 2 Tassen Zucker und einer Tasse Wasser „kochen“.
Ca 2 große Kaffe Tassen voll Blüten in einem Weck Glas mit noch warmen Sirup übergießen und verschließen.
Am nächsten Tag den Sirup abseihen, einmal kurz aufkochen und heiß in eine Flasche abfüllen.

 

Ich habe eine rosafarbene Japanische Zierkirsche genommen, deren Blätter rötlich sind und ein weiteres Mal eine weiße wilde Sorte.
Man findet viele verschiedene Arten von Kirschbäumen und Büschen.
Pflaumenblüten gehören übrigens zur selben Familie und funktionieren auch gut.
Ich empfehle zuerst an den Blüten zu schnuppern, sollten sie sehr intensiv duften, taugen sie zur Sirupherstellung, sonst nicht.
Einige Arten sehen zum Beispiel sehr opulent aus, riechen aber nach rein gar nichts, jede Sorte ist da anders.

Der Sirup schmeckt sehr floral, aber nicht seifig, wie man vielleicht vermuten könnte.
Das interessanteste ist aber der kräftige Honiggeschmack.
Um das zu erreichen sollte man die Blüten an dem Tag ernten, an dem sie sich geöffnet haben.

Als nächstes wird der Flieder blühen und ich habe gehört, das man daraus ebenfalls einen vortrefflichen Blütensirup herstellen kann.

Flieder, nicht zu verwechseln mit Holunder, denn wer will schon einen Hugo Old Fashioned trinken…
Bin hier am Weserstrand und nicht auf Sylt…

SEVEN HILLS

Die ewige Stadt…kenn ich nicht!!!

Mit Rom, dem Pontifex und seiner Kirche, habe ich nichts am Hut.
Der alte Circus Maximus? Mir völlig egal, ich bin Circus Maximus, überall wo ich bin und mit dem Colosseum verhält es sich ähnlich!!

Nur beim Trinken, für viele auch eine heilige, mindestens ewige Beschäftigung, kommt mir ab und zu diese Stadt in den Sinn, wenn auch nur, um selbigen Sinn stielvoll zu betäuben…

Ab heute mit einem Riff auf Mikki Kristola’s VATICAN CITY, der wiederum ein Riff auf Michael Mcilroy’s ROME WITH A VIEW sein könnte.

 

Raul Duke’s
SEVEN HILLS
3 cl Salers
3 cl Cocchi Americano
3 cl Limette
1 cl Falernum (Monin)
3-4 cl Tonic
Alles, außer dem Tonic, auf Eiswürfeln schütteln und in ein Glas pouren.
Tonic dazu und einmal umrühren.
Mit Eis auffüllen und mit Zitrone dekorieren.

Funktioniert auch hervorragend mit Suze oder Aveze, statt Salers, desgleichen kann man den Cocchi auch durch einen anderen süßen, weißen Wermut ersetzen und erhält trotzdem einen leckeren Drink, mit sehr ähnlichem Geschmacks Profil der den gleichen Namen verdient.

Meine beiden Änderungen im vergleich zum VATICAN CITY sind einfach zu erklären. Ich hatte kein Soda mehr im Haus und dachte mir, mit Tonic schmeckt es auch, denn bitter-süß ist der Drink sowieso.

Mit dem Falernum Sirup verhält es sich so, das ich dem Drink etwas mehr Komplexität, bzw Tiefe geben wollte, ohne noch mehr Alkohol ins Spiel zu bringen.
Der Drink soll weiterhin in die Kategorie Low Octane gehören, etwas schönes für warme oder heiße Nachmittage, die unweigerlich auf uns zu kommen.

Mit meinem selbstgebastelten FALERNUM schmeckt der Drink natürlich auch erstklassig!
Etwas würziger, etwas mehr Alkohol, noch etwas geiler…

P.S. Nicht zu vergessen ist auch mein leckerer ROUTE DU SOLEIL, der ebenfalls ein Riff auf die oben genannten Drinks ist, nur das ich damals nicht auf die Idee gekommen bin, bei der Namensgebung im Rom Thema zu bleiben…

THE BLOOMSBURY MARTINI

Martinis sehen meistens schön aus und sind cool.
Zumindest für meinen Geschmack, der zwar rechtlich für niemanden bindend ist, es aber durchaus sein sollte!

Für selbigen Geschmack, sind Martinis aber leider viel zu hart.
Meistens zumindest …

Bin ja nicht beim BND oder dem Geheimdienst ihrer Majestät, die sind echt hart da,
Männer, echte Kerle, die saufen auch Martinis!

Deswegen hatte ich schon, laßt mich überlegen, äh, locker, mhh … also, ich hatte das ganze letzte Jahr keinen einzigen!

Wenn schon Schnaps mit Vermouth, dann als Manhattan, mit American Whiskey oder Rum.

Hier haben wir aber keinen echten Martini Cocktail, sondern einen unechten.
Seltsame, neue Zutaten mischen sich da unter die altbekannten, als würde Spectre den Drink unterwandern, um einen Ernst Stavro Blofeld Martini zu kreieren …

Ich gab dem Drink ‘ne Chance!

 

Robert Hess‘s
BLOOMSBURY MARTINI
6 cl Dry Gin
1,5 cl Likör 43
1,5 cl Dry Wermut
2 Dashes Peychaud’s Bitters
Auf Eis rühren und in ein gekühltes Cocktail Glas abseihen.
Mit Zitronen Zeste abspritzen.

Zuerst einmal, der Drink ist wunderbar Pink, sieht also cool aus.
Auf dem Foto kommt das nicht so gut rüber, aber der Drink ist und bleibt Pink!

Für einen Martini kommt er recht süß daher, aber alles harmoniert wirklich perfekt.
Ein London Dry sollte der Gin allerdings sein, damit er sich durchsetzen kann, gegen so viel Vanille,
herbe Kräuter und erwähnte Süße.
Meiner Meinung nach gehört ein Martini immer recht knackig,
will sagen, den Gin sollte man schon deutlich heraus schmecken.
Ist hier der Fall, keine Beanstandungen anzumelden.

Ich habe schon genaue Vorstellungen, welche der üblichen Verdächtigen, die bei uns ein und aus gehen, nächstens einen dieser leckeren martiniesquen Drinks mit mir trinken werden …

Entdeckt auf MIXOLOGY.