ERFRISCHEND WIE DER MISTRAL…

Das Thema Frankreich und seine Drinks lässt mich nicht los.

Ob in trüffelverseuchten Edel Restaurants der Provence,
in den Villen der Reichen und Schönen von Saint Tropez
oder in den Arbeiter Kneipen in den Beton Wüsten rund um Marseille und Toulon,
dieser Drink kühlt ab …

MAURESQUE

3 cl Pastis oder Absinth
3 cl Orgeat
Leitungswasser und Eis nach Gusto

Sirup und Pastis auf Eis bauen und mit Wasser auffüllen.
Keine Garnitur.

Herrliches Anis Kräuter Kaltgetränk mit deutlichen Marzipan Noten.

Schräg?
Na sicher!
Für den Kartoffel-Deutschen Neckermann Touristen ist das nix!

Aber Ihr, verehrte Stammgäste der MPREZZ, solltet ja offen sein, für Neues …

Und einfach gemacht ist es auch noch.
Kann man auch zu Hause ganz ohne Hilfe vom Pflegedienst hin bekommen …

Am besten schmeckt es mir mit einem guten Absinth, üblicherweise Weise jedoch greift der Franzose dafür zu einer Flasche seines Lieblings Pastis de Marseille.

Zur Not geht sogar Pernod, den Ihr damit dem widerwärtigen Schicksal entreißt,
in Cola ersäuft zu werden …

“… ES HAT GEFUNKT BEI MIR …”

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In der Hand ‘nen Drink und aus den Lautsprechern “dröhnen” die “Angry Samoans”, meine alte lieblings Ami Hardcore Band.
Sofort wandern die Gedanken zurück in alte Zeiten, Karlsquell, Kling Klang, Pogo, mein alter Kumpel Schmuddel, blaue Flecken …
Schöööön …
Und alles nur wegen dem Doktor!
Doktor?
Dr. Funk!!!
Hääää, Dr Funk???
Dr. Funk, das ist der Name eines, oder mehrerer Tiki Drinks, und Tiki gleich Südsee, gleich Samoa?
Nee, zu einfach.
Als ich zu erst über den Drink in Trader Vic’s Bartenders Guide von 1972 stolperte, dachte ich:
“oh welch geiler Name,  funky!”
Wer sich aufgrund dieses Rezeptes aber tatsächlich einen funkt, wird feststellen, das ausser Sodbrennen nix gescheites dabei rum kommt.
Hab den Drink also wieder vergessen.
Schade, bei dem Namen…
Dann bin ich durch Zufall in Beachbum Berrys Buch Remixed erneut darauf gestoßen.
Dort kann man lesen, das noch ein Rezept gleichen Namens von Don the Beachomber existiert.
Hab’s gleich ausprobiert, und das von Donn ist schon viel besser als das vom Vic.
Ist halt ein netter Drink, so wie viele andere Tiki Drinks.
Rum, Zitrus, Grenadine und den Absinth oder wahlweise Pernod in homöopathischen Mengen für das ehemals geheime i-Tüpfelchen.
Habe im Netz etwas recherchiert, der Name des Getränks klang einfach zu gut.

Who the Fuck is Doc Funk?
Und, siehe da, es war tatsächlich eine historische Person.
Nämlich der Deutsche Tropenarzt Bernhard Funk, der von 1880 bis 1911 in Apia, Samoa praktizierte.
Seines Zeichens ein Saufkumpel und Familienarzt des Schriftstellers Robert Louis Stevensons (Die Schatzinsel) und seiner Gattin Fanny, die sich die letzten Jahre im Leben Stevensons dort aufhielten.
Selbiger Arzt verschrieb und verabreichte allenthalben ein selbst entwickeltes “Tonikum” zur Wiederherstellung geistigen und körperlichen Wohlbefindens.
Überliefert ist folgendes:
“One Portion of Absinth, a Dash of Grenadine, Juice of two Limes and half a Pint of Syphon Water.”
Also nix Rum, sondern ein Absinth Cocktail!
Umgelegt auf moderne Geschmäcker könnte der Drink in etwa so aussehen:

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DR. FUNK TONIKUM
4,5 cl Absinth
4 cl Limette 
1,5 cl Grenadine
6 cl Soda
Zutaten, außer Soda, gut schütteln, und in ein Collins Glas pouren.
Eine der ausgequetschten Limetten Hälften ins Glas geben und mit Eis und Soda auffüllen.

Erstklassiger Durstlöscher, Sommer 2017 kann kommen …

Stevenson starb nach fünf Jahren Samoa an seiner Tuberkulose.

Trotz dieses Tonikums!

Wahrscheinlich ist aber, das er einfach nicht genug davon getrunken hatte…
Immerhin wissen wir ja heute, das übermäßiger Absinth Genuss schon Künstlern wie Van Gogh zu immerwährender Gesundheit verhalf …

Bitte achtet auf Eure Ohren …